Chronik des DDR-Fernsehens 1989
02. November
Das Fernsehmagazin „Objektiv“ berichtet über die Flucht von DDR-Bürgern über Ungarn.
Archivnachweis
Bei Radio DDR I wird die Sendereihe „Das Wirtschaftsmagazin“ eingestellt, bei Radio DDR II die Sendung „Das Wort auf der Waage“, die seit 1979 bestand und sich mit den West-Medien auseinandersetzte.
03. November
Das „Neue Deutschland“ entschuldigt sich bei seinen Lesern für den Abdruck eines Interviews mit dem Mitropa-Koch H. Ferworn am 21. September 1989, der behauptet hatte, von „Menschenhändlern“ nach Wien entführt worden zu sein. Am 4. Januar 1990 wird dem Thema im Fernsehen der DDR eine Reportage mit dem Titel „Die Menthol-Zigaretten-Story. Eine Geschichte aus der alten DDR“ gewidmet.
Archivnachweis
Wolfgang Lippe verliest in der „AK zwo“ eine Erklärung der SED-Kreisleitung, in der sich das Fernsehen der DDR für die Berichterstattung der Vergangenheit entschuldigt.
Archivnachweis
04. November
Das Fernsehen der DDR, Radio DDR 1 und der Berliner Rundfunk übertragen die größte Demonstration im Herbst 1989 live vom Alexanderplatz. Bei der Kundgebung der Kulturschaffenden sprechen unter anderem Stefan Heym, Christoph Hein, Christa Wolf, Markus Wolf und Günter Schabowski.
Archivnachweis
Auf „Stimme der DDR“ startet das „Öko-Magazin“.
05. November
Die Reportage zur Ausreiseproblematik „Warum wollt ihr weg?“ läuft im Fernsehen der DDR.
Archivnachweis
06. November
Erste Sendung der Fernsehmagazin- und Reportagereihe „Klartext“ mit dem Thema „Ist Leipzig noch zu retten?“ über den Verfall der Altbausubstanz der Stadt. Zum ersten Mal wird dieses Thema im Fernsehen der DDR offen angesprochen.
Archivnachweis
07. November
Der Schriftsteller Stefan Heym tritt zum ersten Mal wieder im Fernsehen der DDR auf. Er liest „Märchen für kluge Kinder“.
Archivnachweis
08. November
Der neue SED-Generalsekretär Egon Krenz kritisiert die bisherige Medienpolitik.
Die Schriftstellerin Christa Wolf fordert in einem Fernsehappell die ausreisewilligen DDR-Bürger zum Bleiben auf.
Archivnachweis
Im Frühprogramm der Stimme der DDR wird letztmalig die Kommentarreihe „Einblicke“ ausgestrahlt, die die West-Medien kommentierte. Stattdessen kommt eine „Presseschau“ neu ins Programm.
09. November
Direktübertragung der Pressekonferenz mit Günter Schabowski zum Verlauf und den Beschlüssen der 10. Tagung des Zentralkomitees der SED: "... haben wir uns entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“
Archivnachweis
Eine Aufzeichnung der „AK zwo“ wird täglich über 3sat ausgestrahlt.
10. November
Rundfunk und Fernsehen der DDR berichten über die offenen Grenzübergänge.
Archivnachweis
12. November
Das Fernsehen der DDR sendet die Lesung des Schauspielers Ulrich Mühe im Deutschen Theater in Ostberlin aus dem autobiografischen Bericht von Walter Janka „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“. Das Buch erschien vor den Ereignissen des Herbstes 1989 in der Bundesrepublik, durfte in der DDR jedoch nicht verlegt werden.
Archivnachweis
13. November
Auf der 11. Tagung der 9. Volkskammer der DDR, die vom Fernsehen direkt übertragen wird, treten Volkskammerpräsident Horst Sindermann und alle Präsidiumsmitglieder zurück. Die Volkskammer wählt Günther Maleuda zum neuen Präsidenten der Volkskammer. Zudem treten alle Mitglieder des Ministerrats zurück und Hans Modrow wird zum neuen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR gewählt. Willi Stoph, Ernst Höfner, Gerhard Schürer und Erich Mielke beantworten auf der Tagung Fragen der Abgeordneten und versuchen sich zu rechtfertigen. Erich Mielke spricht die oft zitierten Worte: „Ich liebe, ich liebe doch alle, alle Menschen. Na ich liebe doch, ich setze mich doch dafür ein!"
Archivnachweis
16. November
In Stimme der DDR wird die erste Sendung der wöchentlichen Radio-Gesprächsrunde „Klartext“ gesendet.
17. November
Direktübertragung von der zweitätigen 12. Tagung der 9. Volkskammer der DDR mit der Wahl des Ministerrats der DDR und der Regierungserklärung von Ministerpräsident Hans Modrow.
Archivnachweis
20. November
DT 64 und SFB II strahlen ihre Frühsendungen Morgenrock und Morgenecho gemeinsam aus dem Funkhaus Nalepastraße in Ostberlin aus.
Die SED-Kreisleitung im Fernsehen der DDR erklärt geschlossen ihren Rücktritt. Auch Heinz Adameck, Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen, verabschiedet sich aus dieser Funktion.
23. November
Die Sendung „Prisma“ im DDR-Fernsehen erzielt mit 32,1 Prozent ihre höchste gemessene Einschaltquote seit ihrem Bestehen. Thema der Folge waren unter anderem die Privilegien des früheren Ersten Sekretärs der SED-Bezirksleitung Erfurt, Gerhard Müller, zu denen die Nutzung eines Jagdschlosses im Thüringer Wald gehörte.
Archivnachweis
Stimme der DDR und Deutschlandfunk schalten sich um 6.45 Uhr zusammen und gestalten für einige Minuten erstmals ein gemeinsames Frühprogramm.
Das Jugendmagazin „Elf 99“ sendet eine Reportage aus der Regierungssiedlung Wandlitz, nachdem der erste Versuch in der Siedlung zu filmen am 21. November 1989 vor laufender Kamera gescheitert war.
Archivnachweis
28. November
Kooperationsvereinbarungen zwischen dem Sender Rostock und dem NDR, dem Sender Leipzig und dem NDR-Landesstudio Hannover und zwischen dem Sender Weimar und dem Hessischen Rundfunk kommen zustande.
Der Sender DT 64 und das Jugendmagazin „Elf 99“ schalten sich für ein Interview mit dem Sänger Udo Lindenberg im Jugendradio zusammen. Lindenberg ist das erste Mal nach sechs Jahren wieder in der DDR.
Archivnachweis
30. November
Der Ministerrat der DDR beschließt auf Weisung Modrows die Auflösung der Staatlichen Komitees für Rundfunk und Fernsehen.
Hans Modrow beruft Hans Bentzien und Manfred Klein zum 1. Dezember als neue Generalintendanten für Fernsehen und Rundfunk.
01. Dezember
Hans Bentzien und Manfred Klein werden neue Generalintendanten für Fernsehen und Rundfunk.
Die Träger von 3sat laden das Fernsehen der DDR ein, sich an dem Kulturkanal zu beteiligen.
Das erste Konzert von Wolf Biermann in der DDR, dreizehn Jahre nach seiner Ausbürgerung, wird im Fernsehen der DDR gesendet.
Archivnachweis