Chronik der Politischen Ereignisse 1989
03. November
Erneute Ausreisewelle von DDR-Bürgern nach Beschluss der DDR-Regierung, dass Ausreisewillige das Land ohne Formalitäten über das Gebiet der Tschechoslowakei verlassen können.
04. November
Bei der genehmigten Demonstration der Künstler und Kulturschaffenden für mehr Demokratie versammeln sich auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz über 500.000 Menschen. Es sprechen unter anderem Stefan Heym, Christoph Hein und Christa Wolf. Auf Vorbehalte stoßen Redner wie Markus Wolf und vor allem Günter Schabowski, der mehrfach ausgepfiffen wird. Das Fernsehen der DDR überträgt die Veranstaltungen direkt und unangekündigt.
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06. November
In der Presse der DDR wird der Entwurf für ein neues Reisegesetz veröffentlicht. Nach heftiger öffentlicher Kritik verwirft der zuständige Volkskammerausschuss die Vorlage bereits am nächsten Tag.
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In Leipzig demonstrieren hunderttausende von Bürgern der DDR für unbeschränkte Reisemöglichkeiten, die Aufgabe des Führungsanspruchs der SED und freie Wahlen.
08. November
Rücktritt des Politbüros auf der 10. Tagung des Zentralkomitees der SED.
Wahl eines verkleinerten Politbüros. Egon Krenz wird als Generalsekretär bestätigt.
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09. November
Direktübertragung der Pressekonferenz mit Günter Schabowski zum Verlauf der 10. Tagung des Zentralkomitees der SED mit Aussage zur Grenzöffnung. Auf eine Nachfrage erklärt Schabowski, der Beschluss trete nach seiner Kenntnis "sofort, unverzüglich" in Kraft.
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Kurz vor Mitternacht öffnen sich die ersten Schlagbäume an der Berliner Mauer. Daraufhin drängen Tausende von Ost-Berlinern nach West-Berlin.
10. November
Millionen von Bürgern der DDR besuchen nach der Maueröffnung West-Berlin und die grenznahen Städte der Bundesrepublik.
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Bundeskanzler Helmut Kohl spricht am Abend vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin. Von dieser Kundgebung wird der SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt oft mit dem nicht gesagten Satz "Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört" zitiert.
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12. November
In mehreren Städten der DDR finden Kundgebungen und „Aktivtagungen“ der SED statt, auf denen die Basis für eine "Erneuerung der Partei von unten" plädiert. Auf einer Demonstration in Dresden verabschieden SED-Mitglieder den 1. Sekretär der Bezirksleitung in Dresden Hans Modrow nach Berlin.
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13. November
Rücktritt von Volkskammerpräsident Horst Sindermann. In erstmals geheimer Abstimmung wird Günther Maleuda (Vorsitzender der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands) zu seinem Nachfolger gewählt.
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Die Volkskammer wählt Hans Modrow zum neuen Ministerpräsidenten.
13. November
Abberufung des amtierenden Ministerrates auf der 11. Tagung der 9. Volkskammer. Die ehemaligen Mitglieder des Ministerrats Willi Stoph, Ernst Höfner, Gerhard Schürer und Erich Mielke beantworten Fragen der Abgeordneten und versuchen sich zu rechtfertigen. Originalton Erich Mielke: "Ich liebe, ich liebe doch alle, alle Menschen..."
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17. November
Ministerpräsident Hans Modrow stellt die Mitglieder seines Kabinetts vor und kündigt in seiner Regierungserklärung weitgehende Reformen an.
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Hans Modrow schlägt der Bundesregierung in seiner Regierungserklärung in Bezug auf die Deutschlandfrage einen Ausbau der Beziehungen hin zu einer Vertragsgemeinschaft vor. Er distanzierte sich zu diesem Zeitpunkt eindeutig von einer möglichen deutschen Wiedervereinigung.
18. November
Das Ministerium für Staatssicherheit wird durch das Amt für Nationale Sicherheit ersetzt.
20. November
Über 200.000 Menschen haben durch ihre Unterschrift ihre Zustimmung zum Aufruf der Oppositionsgewegung "Neues Forum" ausgedrückt.
23. November
Auf Beschluss des Ministerrats werden Zollkontrollen eingeführt, um den Ausverkauf von DDR-Produkten zu verhindern.
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26. November
Mit dem Appell „Für unser Land“ rufen Intellektuelle aus der DDR dazu auf, die Eigenständigkeit der DDR zu bewahren und eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik zu entwickeln.
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28. November
Bundeskanzler Helmut Kohl legt dem Bundestag sein „Zehn-Punkte-Programm“ zur Deutschlandpolitik vor.
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29. November
Dem Appell "Für unser Land" schließen sich SED-Generalsekretär Egon Krenz sowie der DDR-Ministerpräsident Hans Modrow an.
01. Dezember
Das „Zehn-Punkte-Programm“ zur Überwindung der Teilung Deutschlands wird im Bundestag ohne die Stimmen der SPD und der Grünen gebilligt.
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Die DDR-Volkskammer beschließt auf ihrer 13. Tagung den Führungsanspruch der SED aus der Verfassung zu streichen. Im Artikel 1, Absatz 1, zweiter Halbsatz wird der Passus "unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei" getilgt.
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